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Mémoires d'Ici (MDI)

Das Forschungs- und Dokumentationszentrum Mémoires d’Ici (MDI) wurde am 1. November 2000 in Saint-Imier mit dem Ziel gegründet, das historische und kulturelle Erbe des Berner Jura zu bewahren und zu vermitteln.

Das MDI entstand aus einer Zusammenlegung des Mémoire d'Erguël in Saint-Imier und des Mémoire d'Orval in Tavannes. Ersteres wurde am 27. Oktober 1989 auf Initiative von Maurice Born in Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Bessire und Alain Loetscher in der Absicht gegründet, alle Quellen und Dokumente zur Regionalgeschichte an einem Ort zu versammeln und der Forschung zugänglich zu machen. Ab dem 3. Januar 1990 wurde das Zentrum dank kantonaler Subventionen mit einer Dokumentalistenstelle ausgestattet und konnte am 15. Juni seine Tore öffnen. Insbesondere das Archiv der Sektion Erguël der Société jurassienne d'Emulation, der regionale Bestand Maurice Born, der Bestand des Cercle Ouvrier und andere konnten nun im Mémoire d'Erguël eingesehen werden.

Zehn Jahre später gründete Ivan Vecchi das Mémoire d'Orval mit demselben Ziel aber bezogen auf das Vallée de Tavannes und das Petit Val. Catherine Krüttli und Stéphanie Lachat versahen die Stellen in Saint-Imier bzw. in Tavannes.
Da die beiden Institutionen nur 20 km voneinander entfernt lagen, dieselbe Arbeit verrichteten und ständig unter Personal- und Geldmangel litten, lag eine Zusammenführung auf der Hand. Am 1. November 2000 übernahm das MDI die Aufgaben und Ziele der beiden Vorgängerorganisationen und erweiterte diese auf den ganzen Berner Jura. Das neue Zentrum wurde zunächst in den Räumlichkeiten des Mémoire d'Erguël in Saint-Imier eingerichtet, bevor es im März 2001 an die Place du Marché umzog. Im April 2002 wurde dort auch das damals gegründete CEJARE (Jurassisches Zentrum für wirtschaftliche Archive und Forschung) untergebracht. Bald wurden die Räume für den Empfang der Forschenden und die wachsenden Bestände zu klein und ein erneuter Umzug wurde ins Auge gefasst. Anfang 2011 bezog das MDI das Gebäude «Les Rameaux» an der Rue du Midi 1 in Saint-Imier.

Die Tätigkeit des MDI kann unter zwei Gesichtspunkten zusammengefasst werden: Dokumentation und Forschung. Einerseits sammelt und erschliesst das MDI allerlei Dokumente, Bücher, Archivbestände, Bild- und Tondokumente mit Bezug zur Geschichte und Kultur des Berner Jura und zu seinen Bewohnern. Andererseits stellt es diese Dokumentationen der Öffentlichkeit zur Verfügung und führt zugleich eigene Forschungsprojekte für wichtige Publikationen, Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Partnern durch.

Seit seiner Gründung sind zwischen 4 und 6 Personen mit insgesamt 240 Stellenprozenten beim MDI angestellt. Die Finanzierung stützte sich zunächst auf Zuwendungen der öffentlichen Hand (Kanton und Gemeinden des Berner Jura) und private Spender. Seit 2004, wie auch im Gesetz über das Sonderstatut des Berner Jura, sind die Tätigkeiten des MDI als «öffentliche Aufgaben» anerkannt. Die Existenz des MDI wird vom Sonderstatut garantiert, was für keine andere kulturelle Institution im Berner Jura gilt.

Ende 2005 unterzeichneten das MDI und der Kanton Bern eine Leistungsvereinbarung, befristet auf vier Jahre (01.01. 2006-31.12. 2009). Im Gegenzug zu den klar definierten Leistungen des MDI (Sammlung, Aufbereitung und Erschliessung von Dokumenten, Auskunftspflicht, Forschung und Forschungsbetreuung, Tätigkeitsberichte) verpflichtete sich der Kanton Bern zur Übernahme von 60% des Budgets.
Im Zuge der Berner Kulturstrategie 2010 und im Hinblick auf ein neues Kulturfördergesetz 2012 wurde die Finanzierung des MDI vollständig auf den Kanton übertragen. Im Januar 2009 fasste der Berner Grosse Rat den entsprechenden Beschluss.

Zu den wichtigsten Publikationen des MDI zählen folgende Werke:
- Laurence Marti, Etrangers dans leur propre pays, Edition Alphil (Erster Band der Collection Mémoires d’Ici), 2005
- L’Almanach des jardins pour l’année 2007, zum Tag des offenen Denkmals 2006 – in der Schweiz zum Thema «Gartenräume – Gartenträume»
- Laurence Marti, Une région au rythme du temps, 2007
- Laurence Marti, C'est pas tous les jours dimanche ! : les repas quotidiens dans le Jura : années 1920 à 1950, Pruntrut : Société jurassienne d'Emulation ; Saint-Imier : Mémoires d'ici, 2010
- La Radio suisse romande et le Jura, 1950-2000, 2008
- MDI (Hg.), Ils ont voulu changer l’école. Histoire des pédagogies actives dans le Jura, 1950-1970, Edition Alphil (zweiter Band der Collection Mémoires d’Ici), 2009
- Retour à l'usine, Dokumentarfilmproduktion (13 Min.) über die Fabrik Langel in Courtelary (2012)

Das MDI beteiligt sich auch an kulturellen Veranstaltungen in der Region, wie z.B. an den Gedenkveranstaltungen zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Albert Gobat und Elie Ducommun 1902 (mit der Redaktion der Nr. 64 der Zeitschrift Intervalles, 2002) oder an den Veranstaltungen des «Printemps 08» in Saint-Imier (mit einer Ausstellung über den Anarchismus in Zusammenarbeit mit dem CEJARE, 2008) sowie an zahlreichen weiteren Ausstellungen in Eigenregie oder Zusammenarbeit (Théophile Voirol zum 150. Todestag 2003; Carolus, 2003; « Femmes en guerre, femmes de paix », 2004; 100-jähriges Jubiläum des Oeuvre locale des Colonies de Vacances von Saint-Imier, 2005).

Als weitere wichtige Projekte des MDI sind die ersten beiden CD-Boxen Histoires d'Ici (2003) und Francis Giauque, Hughes Richard. Itinéraire poétique et musical (2005) in der Reihe «Voix d'Ici» zu nennen. 2004 wurde im Auftrag der Gemeinde Saint-Imier und in Zusammenarbeit mit Jura bernois Tourisme der Themenpfad «Energies horlogères» eingerichtet, der die Entwicklung der lokalen Uhrenindustrie auf einem Spaziergang durch Saint-Imier anhand von drei Informationssäulen und dreizehn Tafeln nachvollziehen lässt.

Seit 2005 bietet die 2002 eröffnete Website ein vielseitiges Vermittlungsprogramm für die regionalen Bildbestände an. Man kann dort Bildstrecken betrachten, auf den gesamten Bildkatalog zugreifen, Webdossiers durchsehen oder das Bild des Monats anschauen. Seit dem 10. September 2005 findet jährlich ein Tag der offenen Tür statt, der sich grosser Beliebtheit erfreut.

Eine detailliertere Zusammenstellung der Tätigkeiten des MDI bieten die Jahresberichte, die auf der Internetseite der Institution abrufbar sind.
Organisation des MDI

Geschäftsleiterinnen
2000-2002  Catherine Krüttli und Stéphanie Lachat
2002-2014  Catherine Krüttli

Stiftungsrat
Der Stiftungsrat ist das oberste Organ des MDI. Er setzt sich aus 13-18 Mitgliedern zusammen:
- 3 Vertreter/innen des Bernjurassischen Rates
- 1 Vertreter/in der Standortgemeinde
- 2 Forscher/innen
- 7-12 Personen mit spezifischen Interessen aufgrund ihrer Herkunftsregion oder Repräsentanten/-innen kultureller Institutionen

2009 setzte sich der Stiftungsrat wie folgt zusammen:
Anne Baume, Saint-Imier
Jean-Pierre Bessire, Courtelary
Maurice Born, Espas (F)
Véronique Cabrio, Moutier
Francis Daetwyler, Saint-Imier
Christophe Gagnebin, Tramelan
Nicole Leblois, Saint-Imier
Laurence Marti, Aubonne
Francis Membrez, Diesse
Aline Paupe, La Ferrière
Pierre-André Rochat, Saint-Imier
Ivan Vecchi, Tavannes
+ Kommissionsmitglieder

Stiftungskommission
Die Stiftungskommission besteht aus mindestens 3 Mitgliedern, die auf 4 Jahre gewählt werden (mit der Möglichkeit zur Wiederwahl).

Präsidenten-/innen der Kommission
2000-2002  Béat Gerber
2002-2005  Anne Baume
seit 2005  Christine Gagnebin-Diacon

Kommissionsmitglieder
seit 2000  Françoise Bernardin
seit 2000  Christine Gagnebin
2000-2013  Jacques Hirt
2000-2002  Béat Gerber
2000-2005  Ivan Vecchi
2000-2007  Anne Baume
seit 2005  René Koelliker
seit 2007  Pierre Leuthold
seit 2013 Christian Rossé

Personal
2002 : 6 Personen
2003 : 5 Personen
2004-2005 : Personen (in Mandatsverhältnis)
2006-2008 : 5 Personen
2009 : 4 Personen

Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 23/05/2013

Übersetzung: Kiki Lutz, 16/02/2014

Archivbestände

Mémoires d’Ici (Saint-Imier), Dokumentation « Mémoires d’Ici »
Mémoires d’Ici (Saint-Imier), Pressedossier

Bibliografie

Maurice Born, « Mémoire d’Erguël », ASJE, 1990, S. 289-294
Mémoires d’Ici, Rapport d’activités, 2001-2009
Jura Pluriel, Nr. 56, 2009, S. 44-45

Retour à l'usine, production d'un film documentaire de 13 minutes consacré à l'usine d'étampes Langel à Courtelary (2012)


Zitiervorschlag

Emma Chatelain, «Mémoires d'Ici (MDI)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/7767-memoires-dici-mdi, Stand: 20/04/2024.

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