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Papiermühle Laufen

Als früheste Stätte der Papierherstellung im Laufental ist für die Zeit zwischen 1572 und 1755 eine Papiermühle bei Laufen unweit der Mündung der Lützel in die Birs verbürgt.

Standort
Für die Gründung einer Papiermühle an dieser Stelle waren wohl mehrere Faktoren ausschlaggebend. Der Standort war wegen der vorhandenen Wasserkräfte geeignet. Doch auch die Nähe zur Stadt Basel spielte eine Rolle; dort hatte sich seit dem Konzil (1431-1449) eines der wichtigsten Zentren europäischer Papierherstellung entwickelt. Wissen und Kapital waren also in der Region vorhanden. Die Notwendigkeit, das Gebiet für die Lumpensammlung (zur Rohstoffbeschaffung) über die Grenzen der Stadt hinaus auszuweiten, könnte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Auch religionspolitische Gründe liegen nahe, da der Bischof, der seit der Reformation nicht mehr in Basel residierte, als Papiergrossverbraucher eine Herstellungsstätte auf «seinem» Gebiet begrüsste – obwohl Laufen gerade zu jener Zeit reformiert war, stand es immer noch unter seiner Gebietsherrschaft. Die Eröffnung erfolgte dann auch mit bischöflicher Genehmigung und schon bald darauf sorgte eine bekannte Basler Papiermacherfamilie dafür, dass die Mühle mit wenigen Unterbrüchen während fast 200 Jahren Papier produzierte.

Geschichte
Bischof Melchior von Lichtenfels erlaubte dem Glasmaler Balthasar Han d.Ä. wahrscheinlich schon um 1560 die Eröffnung einer Papiermühle in Laufen. Dieser verkaufte den Betrieb kurz darauf an Claus Maigre, der ihn 1572 an Peter Jacob aus Montbéliard abtrat. Der Bischof genehmigte den Weiterverkauf nur gegen eine hohe Gebühr und verlangte ausserdem Zins und jährliche Papierlieferungen an seine Kanzlei in Pruntrut. Schon 1575 verkaufte Jacob den Betrieb ohne Genehmigung an den protestantischen Basler Papiermacher Hans Heusler weiter, wofür er hart gebüsst wurde. Der Bischof behielt sich das Eigentumsrecht an der P. vor und liess Heusler schliesslich als Lehensträger zu.
Dieser investierte viel Geld in die Mühle, so dass seine Witwe Dorothea, geborene Schölle, nach seinem Tod 1584 von den Gläubigern bedrängt wurde. Mit Hilfe ihres Schwagers Niklaus Heusler, ihres Bruders und Beziehungen in Basler Universitätskreisen erwirkte sie vom Bischof die Erlaubnis zum Verkauf an ihren Schwager. Doch der Bischof verlangte, dass der neue Besitzer für sich und sein Gesinde auf Untertanenschaft schwörte, was Heusler ablehnte, weil er bereits in Basel geschworen hatte. An seiner Stelle sollte sein Meisterknecht schwören, der die Mühle auch vor Ort betrieb.
Um 1588 setzte sich unter Bischof Jacob Christoph Blarer von Wartensee die Gegenreformation im Laufental endgültig durch und die Gangart gegenüber den reformierten Lehensträgern wurde härter. Durch die Vögte in Zwingen und Delsberg liess der Fürst dem Hauptknecht auf der Papiermühle unter Androhung von harten Folgen ausrichten, dass er mit seiner Familie alle katholischen Feiertage streng einzuhalten habe. Niklaus Heusler versuchte den Fürsten umzustimmen und rechnete ihm seine Investitionen vor. Ein weiteres Argument bestand darin, dass der Hauptknecht offenbar nicht ersetzbar war. Schliesslich erlaubte ihm der Bischof, an gewissen Feiertagen zu arbeiten.
Dem Betrieb fehlte es bald schon an Rohmaterial. 1600 gewährte der Bischof Heusler das Privileg des alleinigen Kaufrechts für alle Lumpen in den Gebieten von Pruntrut, Delsberg, St-Ursanne, Freiberge und Saint-Imier.
Der nachfolgende Bischof erneuerte den Lehensbrief am 8. Oktober 1608. 1616 erreichte Heuslers Sohn Niklaus die Übertragung des Lehens auf ihn. Er scheint danach immer wieder protestantische Arbeiter beschäftigt zu haben und erhielt vom Bischof Ermahnungen zur Einhaltung der Feiertage.
In der Zeit des Dreissigjährigen Krieges wurde die Mühle von Banden und Soldaten bedroht, die im Laufental ihr Unwesen trieben. Am 28. September 1634 kam es zu einem Überfall, wobei der Meisterknecht entführt und verletzt wurde. Er musste mit einer hohen Summe Lösegeld losgekauft werden. Die P. nahm so grossen Schaden, dass der Betrieb erst 1652 wieder aufgenommen werden konnte. Zur Instandstellung erlaubte der Bischof das Schlagen von Holz in seinen Wäldern. Doch während des Betriebsunterbruchs hatte er den Basler Peter Dürring eine Papiermühle in Bassecourt eröffnen lassen. Das Recht zur Lumpensammlung wurde daher im folgenden Lehensbrief stark eingeschränkt. Einige Gebiete standen nun der neuen Papiermühle zu und auch wilde Lumpensammler schmälerten die Ausbeute.
Doch der Betrieb wurde unter Hans Jakob Heusler (ab 1664) weitergeführt und der Bischof blieb Grosskunde. Heusler, der nebenher auch Strumpfhersteller war, errichtete um ca. 1690 neben der Papiermühle eine Walke, die für die Strumpfherstellung arbeitete. Auch die nächsten Generationen unter Johannes Heusler (ab 1695) und Hans Jakob Heusler (ab 1705) erhielten den bischöflichen Lehensbrief. Sie beklagten sich immer wieder über die Konkurrenz in Bassecourt, die ihnen das Rohmaterial strittig machte. Johann Jakob Heusler (ab 1738) begab sich 1740 zu einer Verhandlung nach Bassecourt, bei der den beiden Betrieben mit bischöflicher Genehmigung die Gebiete zur Lumpensammlung neu zugeteilt wurden. Doch die Rohstoffknappheit hielt weiter an.
Nach Heuslers Tod im Mai 1754 fand sich unter den Erben kein Interessent für die Weiterführung des Familienbetriebs. Die Mühle wurde 1755 schliesslich für 6000 Gulden vom Bischof Joseph Wilhelm Rinck von Baldenstein selbst übernommen. Nachdem offenbar ein Plan mit dem Pächter Peter Colle aus Marly nicht weiter verfolgt wurde, übergab der Bischof die P. dem Papiermüller von Bassecourt und wies diesen an, alle brauchbaren Einrichtungen dorthin zu überführen. Die Bepflanzung der Grundstücke übertrug er dem Schaffner Franz Joseph Cueni in Laufen. Die Mühle stand nun leer; um 1762 gab es Pläne, eine Indienne-Fabrik in den alten Gebäuden einzurichten und zehn Jahre später bemühte sich Franz Voirol aus Les Genevez zum Zweck der Errichtung einer Blechfabrik um das Areal. Die Gebäude stellten sich jedoch als zu marode heraus, bzw. die Konzession wurde zurückgezogen. Im April 1777 ordnete Bischof Friedrich von Wangen-Geroldseck endgültig den Abriss der Gebäude an.

Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 30/04/2012

Letzte Änderung: 30/01/2013

Bibliografie

Hermann Fabri, «Schloss Zwingen und die Laufener Papiermühle vom 16. bis 18. Jahrhundert», in Baselbieter Heimatbuch 24, 2003, S. 21-29
René L. Frey (Hg.), Papier und Wir. Ziegler Papier. Spezialisierung und Innovation eines erfolgreichen Schweizer Familienunternehmens, Grellingen 2011, S. 26-27
C.A. Müller, «Die Papiermühle und andere Gewerbe», in Albin Fringeli et al., Laufen, Laufen 1986, S. 264-268
Alban Müller, Die Entwicklung der Industrien im unteren Birstal mit besonderer Berücksichtigung des Standortes, Dissertation Universität Basel, Laufen 1940, S. 115-119
Emil Richterich, «Die industrielle Entwicklung und die neue Zeit (1875 bis 1971)», in Albin Fringeli et al., Laufen, Laufen 1986, S. 159-192
Peter F. Tschudin, Schweizer Papiergeschichte, Basel 1991, S. 48-49, 134-135

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Papiermühle Laufen», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://www.diju.ch/d/notices/detail/1000327-papiermuhle-laufen, Stand: 19/04/2024.

Kategorie

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