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Garten « Bellevue » (Pruntrut)

In den Jahren 1783/1784 legte der Geheime Rat und Oberhofmarschall des Basler Fürstbischofs, Baron Adam Franz Xaver von Roggenbach (1750'1830), ausserhalb der Stadtmauern von Pruntrut einen Garten an, der in der damals modernen « englisch-chinesischen » Manier gestaltet war. Diese heute verschwundene Anlage war der erste Garten des Fürstbistums Basel im neuen, unregelmässigen Stil. Er erstreckte sich unterhalb der heutigen Route de Belfort dem Abhang eines Hügels entlang. Wo sich heute das Hotel « Bellevue » befindet, stand im späten 18. Jahrhundert ein Landhaus gleichen Namens, das dem Baron von Roggenbach gehörte. Es thronte über der Gartenanlage, die geschlängelte Wege aufwies, welche die Besucher zu einem chinesischen Pavillon, einem Sonnenschirm und einer Eremitenklause auf einem Felsblock führten. Während sich auf der Höhe des Landhauses ein ebener und regelmässiger Barockgarten mit kunstvoll geschnittenen Topiaria befand, war die Bepflanzung am Abhang unregelmässig, und die Bäume konnten sich frei entfalten, wie es sich für einen « natürlichen » Garten gehörte.
Diese Anlage war das Vorbild der fast gleichzeitig (1785) entstandenen, wesentlich grösseren und bekannteren « Ermitage » in Arlesheim. Somit verfügten also beide Hauptorte des Fürstbistums Basel über einen Garten nach neuester Mode.
Der Garten « Bellevue » existierte bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Dann scheint er zunehmend verfallen und schliesslich verschwunden zu sein.


Autor*in der ersten Version: Vanja Hug, 08/04/2011

Letzte Änderung: 12/05/2011

Bibliografie

Vanja Hug, « Das Fürstbistum Basel und seine beiden Landschaftsgärten in Arlesheim und Pruntrut », in Schriften des Vereins der Freunde des Domes zu Arlesheim Nr. 4, Arlesheim, 2009
Vanja Hug, Die Eremitage in Arlesheim ' ein Englisch-Chinesischer Landschaftsgarten der Spätaufklärung, Bd. 2, Worms, 2008, S. 177'178
Vanja Hug, « Le jardin anglo-chinois de Bellevue à Porrentruy et ses relations avec l'Ermitage d'Arlesheim. Sur les traces d'une découverte », in Actes de la SJE, 2008, S. 237'249
Vanja Hug und Dominik Wieser, « Baron Adam Franz Xaver von Roggenbachs Garten in Porrentruy und die Ermitage von Arlesheim », in Baselbieter Heimatblätter, 72. Jg. Nr. 3, Liestal, September 2007, S. 125'138
Jean-François de Chambrier, « Un voyage érudit dans l'évêché de Bâle en 1789 », Ed. Alfred Schnegg, in Actes de la SJE, 1962, S. 128'129
Théophile Rémy Frêne, Journal de ma vie, Bd. 4, Ed. SJE/Intervalles, Pruntrut/Biel, 1994, S. 50

Bildnachweis

Bisher sind nur drei unsignierte und undatierte Aquarelle von « Bellevue » bekannt. Zwei davon (ca. 1785'1790) befinden sich in: Gayling-Archiv (Schloss Ebnet/Fr. i. Br.), Bestand Roggenbach-Archiv, Nachlass Adam Franz Xaver von Roggenbach, ohne Signatur. Das dritte Aquarell scheint erst im 19. Jahrhundert entstanden zu sein. Ein Foto davon befindet sich ebenfalls in Ebnet; der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Zitiervorschlag

Vanja Hug, «Garten « Bellevue » (Pruntrut)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/8215-garten-bellevue-pruntrut, Stand: 26/04/2024.

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