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Nünlist, Joseph Emil (1875-1952)

Bürger von Hägendorf (SO). Geboren am 18. August 1875 in Olten. Gestorben am 22. Mai 1952 in Bern. Konfession: röm.-kath.
Schulbesuch in Hägendorf, 1888-1895 Gymnasium in Einsiedeln. Studium: 1895-1897 in Paris, 1897-1898 in Freiburg i.Ü., 1898-1899 in Tübingen und 1899-1900 am Priesterseminar in Luzern. Reisen nach Oxford und Italien während der Studienzeit. Priesterweihe am 22. Juli 1900 in Luzern und Primiz am 12. August desselben Jahres in Hägendorf.
1900 Vikariate in Basel und in Florenz sowie 1901 an der Franziskanerkirche in Luzern. 1901-1906 Pfarrer von Grellingen, wo er sich mit der Gründung mehrerer katholischer Vereine gesellschaftlich engagierte (Sparverein, Volksverein, Abstinentenverein) und in der St.-Laurentiuskirche neue Fenster mit Glasmalereien einbauen liess. 1906 wurde er von Jakob Stammler als dessen Nachfolger an die Dreifaltigkeitspfarrei berufen, die damals einzige katholische Kirche für die Stadt Bern und 40 umliegende Gemeinden. Dort engagierte sich N. besonders für die Errichtung neuer Pastoralzentren und mit Landkäufen für den Ausbau der katholischen Einrichtungen auf dem grossen Gemeindegebiet. 1910 wurde er Mitglied der theologischen Prüfungskommission für die Zulassung zum Priesteramt, 1914 Präsident der Gruppe «katholische Religion» an der Landesausstellung in Bern. 1915 erfolgte die Ernennung zum päpstlichen Geheimkämmerer.
N. unternahm grosse Anstrengungen zur Finanzierung der bis zum Jahr 1939 staatlich nicht anerkannten katholischen Kirche Berns; u.a. bereiste er ab 1919 als Bettelpfarrer die ganze Schweiz und ab 1922 auch den ganzen nordamerikanischen Kontinent. Er sammelte insgesamt CHF 2 Mio. für seine Gemeinde. N. wirkte aber auch als Seelsorger, führte als erster in der Schweiz die Praxis der seelsorgerischen Hausbesuche ein, gründete zahlreiche weitere Vereine und unterstützte die katholische Buchhandlung Voirol in Bern. Ab 1926 war N. Mitglied des Komitees für die Eucharistischen Weltkongresse, von denen er zwei besuchte: Sidney (1928) und Karthago (1930). N. war ausserdem Mitglied der triennalen Prüfungskommission, Prälat und Ehrenchorherr der Abtei St-Maurice sowie 1932-1946 Dekan des Berner Klerus'. 1944 trat er aus Gesundheits- und Altersgründen vom Pfarramt zurück und lebte fortan in dem von ihm gegründeten katholischen Wohnheim «La Prairie» in Bern.
Zu N.s Veröffentlichungen zählen mehrere Artikel in der Schweizerischen Kirchen-Zeitung, eine Kirchen-Karte der Schweiz (1920), Die katholische Kirche im Bernbiet (1941) und Eine Fahrt um die Welt zum internationalen eucharistischen Kongress in Sidney: Reiseerinnerungen eines Schweizer Pfarrers (1931).


Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain et Kiki Lutz, 11/11/2013

Übersetzung: Kiki Lutz, 11/11/2013

Bibliografie

Eugène Folletête, « Rauracia Sacra. Première partie », in Actes SJE, 36, 1931, p. 188
Franz Kräuliger, Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Grellingen, Grellingen 1936, S. 48-50
Franz Wäger, «Pfarrer Joseph Emil Nünlist (1875-1952): Bettelprediger und moderner Seelsorger», in Gabriella Hanke Knaus et al. (Hg.), Katholisch Bern von 1799 bis 1999 : ein Zwischenhalt, Bern 1999, S. 32-43

Zitiervorschlag

Emma Chatelain et Kiki Lutz, «Nünlist, Joseph Emil (1875-1952)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/3007-nunlist-joseph-emil-1875-1952, Stand: 17/05/2024.

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