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Nicolet Watch SA, Tramelan

1914 machte sich Charles Nicolet mit seinem Uhrencomptoir und fünf Angestellten in Tramelan selbständig. Dies war die Stunde der Gründung der Uhrenfabrik, die später unter dem Namen «Nicolet Watch SA» bekannt wurde. Im März 1919 liess sich Nicolet als Uhrenfabrikant und Besitzer des Hauses «Charles Nicolet» ins Handelregister von Courtelary eintragen. Der erfolgreiche Gang der Geschäfte führte bald dazu, dass die Werkstatt in eine Fabrik umgewandelt und grössere Räumlichkeiten bezogen werden konnten. Ende der 1940er Jahre bezog sie ein neu errichtetes Fabrikgebäude an der Rue de la Paix 14.
Die Söhne des Gründers beteiligten sich aktiv am Unternehmen: Pierre Nicolet arbeitete von 1934 bis 1943 in der Fabrik und gründete dann sein eigenes Unternehmen. Jean Nicolet blieb von 1941 bis zu seinem Tod im Jahr 1979 im Familienbetrieb. Raoul Nicolet absolvierte zunächst eine Ausbildung als Uhrentechniker an der Uhrmacherschule von Saint-Imier und trat dann ebenfalls ins Familienunternehmen ein. Maurice Nicolet lernte das Uhrmacherhandwerk direkt im Betrieb, in den er 1948 eintrat.
Die Fabrikmarke namens «Nicolet Watch» mitsamt ihrem Logo wurde Anfang Juli 1945 zwecks Herstellung von Uhren und Chronographen aller Art ins Handelsregister eingetragen. Am 24. Oktober 1945 wurde die Uhrenfabrik «Nicolet Watch, Charles Nicolet - Tramelan» in eine Aktiengesellschaft mit Namen «Nicolet Watch SA» umgewandelt. Verwaltungsratspräsident wurde Charles Nicolet, Vizepräsidentin seine Frau, Esther Nicolet; Sohn Jean Nicolet bekleidete das Amt des Sekretärs und dritten Mitglieds des Verwaltungsrates.
Nach dem Tod des Gründers im November desselben Jahres teilten sich Jean und Raoul Nicolet in die kaufmännische bzw. technische Geschäftsführung. Verwaltungsratspräsidentin wurde Esther Nicolet, Raoul Nicolet Vizepräsident. Jean Nicolet blieb weiterhin Sekretär.
Gegen Ende 1946 beschäftigte die N. rund 40 Mitarbeiter/innen und stellte Armband- und Taschenuhren aller Kaliber her, ausserdem Chronographen, Zwischenzeitzähler, Kalender, Schmuckuhren, Ringuhren, Gürtelketten, Fliegeruhren mit zwei Federhäusern etc., mit Stahlgehäusen, plattiert und vergoldet. Die Produktion fand weltweit auf rund 40 Märkten Absatz. Seit den 1940er Jahren spezialisierte sich die N. auf die Herstellung von Chronographen, Zählern und Uhren für die Flugtechnik. Sie wurde bekannt dafür, eine grosse Vielfalt an Modellen in allen Grössen anzubieten – von 4 ¾ bis 19 Kaliber, wie die Werbung versprach. An der Weltausstellung von New York gewann sie 1939 eine Goldmedaille.  
Anfang 1948 trat Maurice Nicolet in den Verwaltungsrat ein. Nach dem Tod von Esther Nicolet im Januar 1957 wurde Jean Nicolet Verwaltungsratspräsident, Raoul blieb Vizepräsident und Maurice Verwaltungsratsmitglied ohne spezifisches Ressort. Diese Konstellation änderte sich 1962 nach dem Rücktritt von Raoul Nicolet, in dessen Folge Maurice das Amt des Sekretärs des Verwaltungsrates übernahm. Danach blieb die Konstellation für 15 Jahre dieselbe, bis nach dem Tod von Jean Nicolet (1976) Anfang 1977 wieder eine Umbesetzung der Führungspositionen anstand. Raoul und Daisy Nicolet-Mathez wurden als Verwaltungsräte berufen, Raoul als Präsident und Daisy als Sekretärin, während Maurice wieder Verwaltungsratsmitglied ohne spezifisches Amt wurde. Doch bereits im folgenden August traten Maurice Nicolet und Daisy Nicolet-Mathez zurück und überliessen Raoul Nicolet die Leitung.
Nachdem die Uhrenkrise der 1970er Jahre das Unternehmen voll getroffen hatte, meldete die N. am 19. November 1978 Konkurs an und wurde am 15. Dezember 1978 liquidiert. Noch im selben Jahr fand in den Fabrikräumlichkeiten anlässlich der 800. Jahresfeier von Tramelan eine Fotoausstellung zur Dorfgeschichte statt. Nachdem für die Fabrik und die Marke kein Käufer gefunden werden konnte, kam es am 12. Oktober 1979 zur Versteigerung. Am 21. Januar 1981 wurde das Konkursverfahren abgeschlossen und die Marke aufgehoben.
Zwei Modelle der N. erlangten besondere Berühmtheit, darunter ein Chronograph ohne Drücker, der über die Krone bedient wurde. Er wurde 1955 erstmals präsentiert und kam 1963 auf den Markt. Das zweite Modell war ein wasserfester Tauchchronograph mit Tiefenmesser, der 1972 auf den Markt kam.
Folgende Marken befanden sich im Besitz des Tramelaner Unternehmens: Nicolet Watch, Saturne, Transmarine, Fidea, Aster, Silex, Team, Charles Nicolet Tramelan, Nicolet, Sportank, Wig-Wag, Champ, NW, Casatschok, Chronojerk, Mars, Rainek oder Roinek.

Autor*in der ersten Version: CEJARE/Philippe Hebeisen, 21/04/2016

Übersetzung: Kiki Lutz, 21/04/2016

Bibliografie

Alfred Chapuis (Hg.), L'horlogerie, une tradition helvétique, Neuchâtel : Les Ed. de la Bourgade, 1948, S. [3-6, Werbung im Anhang]

«Nicolet Watch S.A., Tramelan : Fabrique de montres en tous genres», in Virgile Moine (Hg.), Chronique du Jura bernois, Zurich : éditions H. Diriwächter, 1947, S. 396-399

« La nouvelle fabrique de Nicolet Watch S.A., à Tramelan », Journal suisse d'horlogerie et de bijouterie, Nr. 7-8, Juli-August 1949, S. 269-270

Kathleen H. Pritchard, Swiss Timepiece Markers 1775-1975, 2. Bd., 1997, S. N-23-N-24
L’Impartial, 28. Oktober 1975 ; 9. August 1976 ; 12. Mai 1978 ; 16. Juni 1978 ; 9. Februar 1979 ; 20. April 1979 ; 25. Juni 1979 ; 18. August 1979 ; 18. September 1979 ; 17. Oktober 1979 (mit Foto des Fabrikgebäudes) ; 30. September 1980

La Fédération horlogère, Nr. 24, 13. Juni 1940, S. 197 ; Nr. 44, 31. Oktober 1940, S. 304 (Werbung) ; Nr. 30, 24. Juli 1941, S. 264

www.montres-russes.org/t2448-chrono-nicolet-watch-cuervo-y-sobrinos-sans-poussoir (03.06.2014)

http://forum.chronomania.net/mix_entry.php?id=102944#.U4_22ChqMuG (03.06.2014)

www.chronologie-jurassienne.ch (05.06.2014)

Bildnachweis

Werbung der Nicolet Watch SA (Journal suisse d'horlogerie, 1949).

Zitiervorschlag

CEJARE/Philippe Hebeisen, «Nicolet Watch SA, Tramelan», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1003403-nicolet-watch-sa-tramelan, Stand: 23/04/2024.

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