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ETA SA Manufacture Horlogère Suisse (Grenchen)

Die «ETA SA Manufacture Horlogère Suisse» entstand durch den Zusammenschluss mehrerer unabhängiger Firmen – mit Unternehmensgeschichten, die z. T. bis ins 18. Jh. zurückreichen:

1. Fabrique d’Horlogerie de Fontainemelon
1793 gründeten David Benguerel und Julien und François Humbert-Droz eine Uhrenrohwerkfabrik in Fontainemelon (NE). 1821 trat der Schwiegersohn von Julien Humbert-Drotz, Jacob-Robert Tissot, in die Firma ein. Nach dem Tod seines Schwiegervaters im Jahr 1825 führte er das Unternehmen neu unter dem Namen «Robert & Cie.» weiter.
1816 wurde die erste Fabrik errichtet und 1838 entstand eine Produktionsstätte am Standort Corgémont, um die Wasserkraft der Schüss nutzen zu können.
Nach Jacob-Robert Tissots Tod übernahmen 1865 seine beiden Neffen die Firma. 1876 wurde sie in eine Aktiengesellschaft mit Namen «Fabrique d’horlogerie de Fontainemelon (FHF)» umgewandelt. Die Firma beschäftigte damals 400 Arbeiter/innen und produzierte jährlich 240'000 Rohwerke.
Um 1900 rüstete Paul Robert alle Werkstätten der FHF mit neuen amerikanischen Werkzeugmaschinen aus und verpasste der Firma damit einen innovativen Entwicklungsschub. 1913 stellte sie bereits 1 Million Rohwerke pro Jahr her und beschäftigte 1030 Personen.

2. ETA
Der Grundschullehrer Urs Schild und ein Dr. Girard gründeten 1856 in Grenchen (SO) eine Uhrenrohwerkfabrik. Sie sollte zur grössten Uhrenfabrik im Kanton Solothurn werden und gilt als Vorgängerunternehmen des Hauses ETA. 1876 wurde sie in eine Manufaktur umgewandelt.

3. AS
1896 gründete Adolf Schild-Hugi in Grenchen die Uhrenrohwerkfabrik AS.

1926 gründeten FHF, ETA und AS zusammen mit weiteren Unternehmen die «Ebauches SA». Während des Zweiten Weltkriegs konnte die Produktion von Rohwerken an allen Standorten der Gruppe aufrecht erhalten werden. Die ETA profilierte sich als erste Herstellerin von Automatik-Uhrwerken. Um 1960 beschäftigten die drei grossen, in der Ebauches SA zusammengeschlossenen Firmen, FHF, ETA und AS insgesamt über 5500 Personen. 1968 errichtete die FHF in Corgément eine neue Fabrik zur Herstellung von fassongedrehten Bestandteilen.
1978 fusionierten ETA und AS (A. Schild SA). 1982 wurden die Strukturen der Gruppe ETA, FHF, EEM (Ebauches Electroniques Marin) vereinfacht. Die Generaldirektion nahm Sitz in Grenchen, die Marketingabteilung wurde in Marin (NE) zusammengezogen, während die grössten Herstellungszentren in Grenchen, Fontainemelon, Sion (VS), Les Bioux (VD) und Marin blieben. Im selben Jahr wurde in den USA die berühmte «Swatch» auf den Markt gebracht. (Bereits im September 1985 konnte die zehnmillionste Swatch produziert werden und am 7. April 1992 verliess das hundertmillionste Exemplar die Fabrik. Die berühmte «Flik Flak»-Kinderuhr wurde im Jahr 1987 lanciert.)
Gegen Ende 1983 vollzog sich die Fusion zwischen der SSIH (Société Suisse de l’Industrie Horlogère SA) mit ihren Uhrenfabriken und -manufakturen und der ASUAG (Allgemeine Schweizerische Uhrenindustrie AG), einer Herstellerin von Bestandteilen und Fertiguhren mit ihren Eigenmarken. Die daraus entstandene Aktiengesellschaft hiess zunächst «Asuag-SSIH Société Suisse pour l’Industrie Horlogère SA», ab 1985 «SMH Société Suisse de Microélectronique et d’Horlogerie SA» und schliesslich seit 1998 «The Swatch Group Ltd».

Die interne Reorganisation der «Ebauches SA» wurde 1985 abgeschlossen. Die Firma lief nun neu unter der Bezeichnung «ETA SA Fabriques d’Ebauches» und beschäftigte 4000 Personen. 1991 schlossen sich die «Fabriques de Fournitures FFB» in Bonnétage (F) der ETA-Gruppe an. Im Jahr darauf wurde die alte, seit 1983 geschlossene Uhrenbestandteilfabrik «Vénus» in Moutier wieder in Betrieb genommen. Im selben Zeitraum kaufte die ETA die Fabrik «Parrenin» in Lillers-le-Lac (F) und gliederte sie in die französische FFB ein.
Im Jahr 1994 besass die ETA insgesamt 21 Produktionsstätten, 15 in der Schweiz (davon drei im Berner Jura in Saint-Imier, Moutier und Corgémont bis 2003), drei in Frankreich und je eine in Deutschland, Thailand und Malaysia. 1995 wurde in Südkorea eine neue Verkaufsstelle eingerichtet. Im selben Jahr verwüstete ein Brand den Südflügel des Herstellungszentrums in Fontainemelon komplett. 1997 wurde dort eine neue Fabrik eingeweiht, in Frankreich eine Produktionsstätte aufgegeben und in China eine neue eröffnet.
2003 gab die E. die Bezeichnung «Fabrique d'Ebauches» im Firmennamen auf und ersetzte sie durch «Manufacture Horlogère Suisse».

Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 01/02/2018

Übersetzung: Kiki Lutz, 01/02/2018

Archivbestände

Mémoires d’Ici, Dokumentationen « Swatch Group », « ETA », « Longines, Swiss Timing »

Bibliografie

Paul Robert, La Fabrique d'horlogerie de Fontainemelon : une usine plus que centenaire : 1793, 1825-1925, Neuchâtel, Impr. Delachaux & Niestlé, 1925
Emile Baechler, La Fabrique d'horlogerie de Fontainemelon S.A., Neuchâtel, P. Attinger, [1961]
Bernard Romy, Le Meunier, l’horloger et l’électricien. Les usiniers de la Suze, 1750-1950, Intervalles, Nr. 69-70, Herbst 2004
Bernard Romy, La Suze, une rivière au parfum d'énergie ! [Videoaufnahme], Les Films de la Côte, 2008
Laurence Germiquet, « Swiss Timing », in Défis : régions, proximités, forum, idées, Moutier, 2008, Nr. 19, S. 32-33
German Vogt, « ETA », in Dictionnaire historique de la Suisse [publication électronique DHS], Stand: 20.3.2006
German Vogt, « Ebauches », in Dictionnaire historique de la Suisse [publication électronique DHS], Stand: 20.2.2006

Zitiervorschlag

Emma Chatelain, «ETA SA Manufacture Horlogère Suisse (Grenchen)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://www.diju.ch/d/notices/detail/7117-eta-sa-manufacture-horlogere-suisse-grenchen, Stand: 18/04/2024.

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