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Uhrenrohwerkfabrik Sonceboz (1849)

Die Mühle «Moulin de la Vauche» in Sonceboz wird 1751 erstmals erwähnt. Zu Beginn der 1840er Jahre erweiterte Abraham Leroy sie durch den Bau eines Sägewerks. Leroys Sohn, Ferdinand, verkaufte sie 1847 an zwei Vorarbeiter der Uhrenrohwerkfabrik Corgémont «Robert & Cie», Jules-Henri Rosselet und Albert Challandes. Diese errichteten 1849 auf dem Grundstück eine neue Uhrenfabrik namens «Rosselet & Challandes». 1882 übernahm der Sohn des Gründers, Numa Rosselet, die Leitung als Direktor und nannte die Firma fortan «Fabrique d’Ebauches de Sonceboz SA». Ein Jahr darauf gründete er die Aktiengesellschaft «Electrique et Immobilière SAEI» zum Zweck des Baus des Wasserkraftwerks «Tournedos», das später bei der Elektrifizierung der Gemeinde Sonceboz eine wichtige Rolle spielte. Unter den beiden Direktoren, die nach seinem Tod im Jahr 1895 auf ihn folgten, verbuchte die Fabrik wenig Erfolg, bis 1906 Fritz-Edouard Pfister auf den Posten berufen wurde. Er richtete eine Abteilung «Zähler» ein und brachte 1908 verschiedene Schalter (z.B. Lichtschalter für Gaslampen) sowie Strom- und Gaszähler auf den Markt.
Während des Ersten Weltkriegs musste die Fabrik ihren Umsatz nicht drosseln, denn sie produzierte ab 1915 Munition für die französische Armee – was allerdings teure «Kriegssteuern» zur Folge hatte.
1926 begann der Zusammenschluss der Uhrenrohwerkfabriken in der Schweiz unter dem Dach der Holding «Ebauches SA». Auch die Fabrik in Sonceboz wurde 1927 verkauft. Die neuen Besitzer befanden sie für nicht genügend konkurrenzfähig, so dass sie ankündigten, die Uhrenproduktion einzustellen und nur noch die Abteilung «Zähler» weiterzuführen. Trotz heftiger Proteste von Pfister wie auch seitens der Association pour la Défense des Intérêts du Jura (ADIJ) und der Berner Regierung, konnten sie dieses Vorhaben 1933 in die Tat umsetzen.
Die Spannungen zwischen der Leitung der «Ebauches SA» und Pfister führten zum Verkauf der Abteilung «Zähler» an Pfister, der daraus die «Société Industrielle de Sonceboz (SIS)» machte. Er profitierte in der Folge von der Vertragsverlängerung zwischen der Gemeinde und der SAEI. Der Vertrag garantierte den Auftrag der öffentlichen Strassenbeleuchtung im Gegenzug zum Erhalt von wichtigen Arbeitsplätzen in der Abteilung «Zähler» am Standort Sonceboz.
Mitte der 1940er Jahre modernisierte Pfister das Wasserkraftwerk durch den Einbau einer neuen Turbine. Das Kraftwerk spielte weiterhin eine unterstützende Rolle, wurde aber mehr und mehr vernachlässigt und büsste an Rentabilität ein. Anfang der 1990er Jahre wurde es stillgelegt und 1996 wurde die Konzession entzogen.  
Die Nachfolgefirma der SIS namens «Sonceboz SA» ist heute noch aktiv, generiert aber keinerlei Wasserkraft mehr aus der Schüss.

Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 15/05/2019

Übersetzung: Kiki Lutz, 15/05/2019

Archivbestände

Mémoires d’Ici, Dokumentation « Sonceboz SA »

Bibliografie

Bernard Romy, Le Meunier, l’horloger et l’électricien. Les usiniers de la Suze, 1750-1950, Intervalles, Nr. 69-70, Herbst 2004, S. 107-112
Bernard Romy, La Suze, une rivière au parfum d'énergie ! [Videoaufzeichnung], Les Films de la Côte, 2008

Zitiervorschlag

Emma Chatelain, «Uhrenrohwerkfabrik Sonceboz (1849)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://www.diju.ch/d/notices/detail/7114-uhrenrohwerkfabrik-sonceboz-1849, Stand: 20/04/2024.

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