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Verein für bernisch-jurassische Verständigung

Der Verein für bernisch-jurassische Verständigung (Association pour l’entente entre Berne et le Jura) wurde am 18. Dezember 1951 auf Verlangen der regierungsrätlichen Delegation für jurassische Angelegenheiten durch einen Erlass des Berner Regierungsrates gegründet. Ziel war es, den aus separatistischer Sicht geschriebenen Zeitungsartikeln über die Beziehungen zwischen Bern und seinem jurassischen Kantonsteil etwas entgegenzusetzen. Der Erlass sah vor, einen Presseausschuss mit sechs Mitgliedern zu gründen. Ausserdem standen dem Ausschuss zwei Experten zur Verfügung: Anton Moser, Adjunkt des Statistischen Büros des Kantons Bern und Emil Meyer, Stellvertreter des Staatsarchivars (er versah zudem das Amt des Sekretärs bei den Sitzungen der Delegation für jurassische Angelegenheiten). Die Aufgabe der beiden Experten bestand darin, den Mitgliedern des Presseausschusses die zur Berichterstattung nötigen Dokumente bereitzustellen.
Die Gründungsversammlung fand am 16. Januar 1952 statt. Erster Sekretär des V. wurde Walter Buser, der  wohl aktivste Journalist im V.
In der Folge stiess rund ein Duzend Journalisten aus Bern und Biel zum V. und bildete ein Leitungskomitee, dessen Sekretär weiterhin Walter Buser blieb.
Der V. behielt insbesondere die öffentliche Meinung in der Deutschschweiz im Auge, übte jedoch auch in der Romandie eine gewisse Kontrolle über die Presse aus. Die Deutschschweizer Öffentlichkeit wurde mit Pressemitteilungen bedient, die in den Bernischen Informations-Blättern oder im Pressespiegel erschienen. Letzterer wurde 1956 durch das Mitteilungsblatt abgelöst.
Die Verbindungen zwischen dem V. und der regierungsrätlichen Delegation für jurassische Angelegenheiten waren äusserst eng. Die Delegation stellte insbesondere dank des im Oktober 1952 angelegten Fonds für die bernisch-jurassische Verständigung die Finanzierung des Vereins sicher und unterstützte ihn in seiner Arbeit, namentlich durch die Vermittlung von Regierungsrat Virgile Moine, der einen gewissen Einfluss auf die welschen Redaktionen ausübte. Letztere wurden laut Claude Hauser «durch die Berner Behörden, die dieses ergiebige Neben-Produktionsfeld kontrollieren wollten, überwacht, manchmal sogar zensuriert».
Im August 1963 wurde der V. umbenannt in Bernisch-Jurassische Arbeitsgemeinschaft. Nach Meinung von Gilbert Ganguillet sollte diese Namensänderung «die pro-Bernischen Jurassier zur Mitgliedschaft ermutigen».


Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 10/05/2010

Übersetzung: Kiki Lutz, 11/11/2013

Archivbestände

Berner Staatsarchiv, Bestand Moine, « Question jurassienne I ».

Bibliografie

Claude Hauser, Aux origines intellectuelles de la Question jurassienne, Courrendlin, 1997, pp. 452-454
Gilbert Ganguillet, Le conflit jurassien. Genèse et trajectoire d'un conflit ethno-régional, Zurich, 1998, p.144
Emma Chatelain, « Nous sommes des hommes libres sur une terre libre ». Le mouvement antiséparatiste jurassien (1947-1975), son idéologie et ses relations avec Berne, Alphil, 2007

Zitiervorschlag

Emma Chatelain, «Verein für bernisch-jurassische Verständigung», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://www.diju.ch/d/notices/detail/4705-verein-fur-bernisch-jurassische-verstandigung, Stand: 19/04/2024.

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