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St-Jaques, Beurnevésin

Fotografie der Autorin, November 2024

Geografischer und historischer Kontext

Der kleine Ort Beurnevésin befindet sich etwa 10 Kilometer von Porrentruy entfernt im nordöstlichen Teil der fruchtbaren Ebene der Ajoie und liegt in der Talniederung des Baches Vendeline, der zugleich das wichtigste Gewässer im Ort bildet. Im Norden von Beurnevésin in bewaldeten Höhen von "Les Toyers" und "Le Mont" verläuft die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich. Die Kirche St-Jaques in Beurnevésin erhebt sich auf einem Hügel über dem Dorf. Unweit davon befand sich auf einem Hügel die Burg der Ritter von Beurnevésin.

Die Ortschaft Beurnevésin wird erstmals 1270 als Brunnevisin erwähnt. Vautry vermutete, dass sich der Name des Ortes von der Burg bzw. von den Burgherren ableitete, und ging davon aus, dass die Kirche von Beurnevésain zunächst eine vom Schloss abhängige Kapelle war und die beiden Bauten mit einer Brücke verbunden waren. Die heutige Topografie verunmöglicht es, den Ort dieser Schlucht auszumachen. Nachvollziehbar ist hingegen, dass sich die Kirche etwa auf der gleichen Höhe wie die Burg befand.

Das Dorf Beurnevésin war Teil der Vogtei Ajoie, die Ende des 13. Jahrhunderts in das Fürstbistum Basel eingegliedert wurde. Das galt für die Dorfherrschaft, aber nicht für das Burglehen. Im Jahr 1384 war Henri Ranque, ein Knappe, Besitzer des Schlosses Beurnevésain. Er verpflichtete sich, dem Bischof von Basel nicht zu schaden. Drei Jahre später forderte der Graf von Neuenburg Thiébaud VI. vom Herrn von Beurnevésin die Huldigung, die er ihm als seinem Vasallen schuldete. Da Beurnevésain dieser Huldigung nicht folgte, zog Thiébald 1387 mit einer bewaffneten Truppe nach Beurnevésin, belagerte die Burg, eroberte sie und brannte sie nieder. Es ist unklar, ob und an welcher Stelle die Burg nach dem Brand von 1387 wieder errichtet wurde. Das Lehen Beurnevesain ging zu Beginn des 15. Jahrhunderts an die Adelsfamilie Spechbach  über, die es bis 1615 nutzte. Dann kam es an die Grafen von Neuenburg und Valangin, die es 1525 wiederum an den Fürstbischof von Basel, Wilhelm Rinck von Baldenstein, abtraten. Das Metropolitankapitel von Besançon war für den Unterhalt der Kirche von Beurnevésin zuständig, vermutlich aufgrund bestimmter Rechte an den Ländereien des Dorfes. Die Kirche Saint-Jacques war zunächst Filiale von Damphreuxund wurde 1802 Pfarrkirche. 

Architektur und Bauskulpturen

Die Kirche St-Jaques besteht aus einem einschiffigen Längsbau im Westen, einem Chor im Osten und einem Glockenturm, der sich zwischen diesen beiden Bauteilen befindet. Ein hohes Steildach deckt den Chor mit polygonalem Grundriss ab. Er ist aussen mit Strebepfeilern versehen. Bis in die 1950er Jahre war im Südosten eine Sakristei an den Chor angebaut. Zur Baugeschichte der Kirche existieren wenige verlässliche Daten. Der spätgotische Chor wird ins 16. Jahrhundert datiert. Das Taufbecken trägt das Datum 1680. Das Kirchenschiff wurde 1823 errichtet. Die Kirche steht seit 1950 unter kantonalem und seit 1961 unter nationalem Schutz. Die Wandmalereien im Chor wurden 1966/67 entdeckt und restauriert. 1967/1968 wurden Glasfenster von Hans Stocker eingefügt. 
Im Kircheninnern fällt die massive Querwand auf. Ein deutlich kleinerer und sehr tiefer Spitzbogen gewährt Einblick in den Chorraum und lenkt den Blick auf das zentrale Masswerkfenster der Ostwand. Vom Kirchenschiff aus haben Besucher*innen durch diesen Triumphbogen kaum Einsicht auf die malerische Ausstattung des Chors, was die Frage aufwirft, für wen diese erstellt wurde. Der Chor hat eine polygonale Form und wird von einem Kreuzrippengewölbe überdacht. Dieses wird durch einen Kopf mit Tier im Mund und einem mit Schild verzierten Stein abgeschlossen. Die einzelnen Rippen ruhen auf Konsolen, welche an ihren Unterseiten mit menschlichen Köpfen, abstrakten Ornamenten und einem Christogramm verziert wurden. Letzteres befindet sich linkerhand einer Wandnische, welche gemeinsam mit dem Becken in der Chorwand sicherlich für die Liturgie verwendet wurde. An der südöstlichen Wand im Chor befindet sich eine Türe, welche den Chor mit der Sakristei verband.


Wandmalereien

Die Bogenlaibung des gotischen Spitzbogens und Teile des Chors sind mit Malereien versehen. Ganz aussen an der Bogenlaibung befindet sich die Imitation eines roten Mauerwerks, dahinter jeweils ein ornamentiertes Band in Gelb und Schwarz, welches an Textilien erinnert. Das illusionistische Mauerwerk in der Mitte stellt helle Steine mit dunklen Fugen dar. Die verschiedenen Bänder wurden mit roten Linien voneinander abgegrenzt.

In den Gewölbekappen des Chors befinden sich vor dem Hintergrund eines Sternenhimmels die vier Evangelistensymbole. Sie halten bewegte Spruchbänder, darin stehen ihre Namen in Versalbuchstaben geschrieben. Johannes ist als Adler dargestellt, er hält das Spruchband mit seinen ausgestreckten Krallen fest. Markus ist als blonder Engel dargestellt, er trägt ein ausladendes, rotes Gewand. Lukas tritt als geflügelter Stier in Erscheinung und Markus als Löwe mit ausladendem Schweif, auch er trägt rote Flügel. Dunkle Linienzeichnungen formen die Darstellungen. Die Malereien wurden während der Restauration stark überzeichnet und ergänzt.

Auf der Chorseite des Triumphbogens erkennt man den Heiligen Georg, der soeben den Drachen getötet hat. Georg trägt einen Harnisch und galoppiert auf einem roten Pferd. Die Dynamik des Bildes wird durch den wallenden Schweif und das gelbe Tuch betont. An der nordöstlichen Seite über der Wandnische schwebt der Heilige Geist, der als Taube erscheint und von einer gelben Glorie umgeben ist. Rechts davon sind Fragmente von Petrus erkennbar. An der gegenüberliegenden Wand sind ebenfalls Reste einer Figur erkennbar, die allerdings nicht mehr lesbar sind. An der Leibung des Triumphbogens und in den Fensterlaibungen befinden sich Schablonenmotive aus dem 17. Jahrhundert. 

Autor*in der ersten Version: Angela Kuratli, 23/06/2025

Archivbestände

  • Bundesarchiv Bern: E3010B-01#2022/239#983*, Signatur: 353-JU-2061/00, Beurnevésin: Eglise St- Jacques et mur du cimetière, 2006–2014. E3010B-01#2022/225#1025*, 355-JU-0891/00, Beurnevésin: Eglise St-Jacques, 1900–2002.
  • Burgerbibliothek Bern: Dossier N Hermann von Fischer 293, 294, 295, 296, FI Fischer 513, FI Fischer 845
  • Office de la Culture, Porrentruy: Fotografische Dokumentationen

Bibliografie

Literatur

  • Louis Vautry, Jura Bernoise. Notices historiques sur les villes et les villages du Jura bernois, Delémont, Imprimerie typographique de Léon Feune (1868); S. 14–15.

Bildnachweis

  • St-Jaques, Beurnevésin: Chor

Zitiervorschlag

Angela Kuratli, «St-Jaques, Beurnevésin», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://www.diju.ch/d/notices/detail/1004034-st-jaques-beurnevesin, Stand: 18/07/2025.

Fotografie der Autorin, November 2024

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