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Aluminium Laufen AG

Gründung und Betriebsaufnahme
1922 legte die Portland-Cementfabrik ihr Werk Laufen still bzw. verlagerte es nach Liesberg. Der damalige Leiter der Zementfabrik, Dr. Ernst Martz aus Arlesheim, versprach gegenüber der Arbeiterschaft, dass er sich um Ersatz für die verlorenen Arbeitsplätze bemühen wolle. Er sah sich nach neuen geeigneten Industrien um, die in Laufen angesiedelt werden sollten. Der gute Geschäftsgang der aluminiumverarbeitenden Industrie in der Schweiz gab schliesslich den Ausschlag dafür, dass Martz zusammen mit Walter Leutwiler aus Gontenschwil (AG), Hans Scheidegger aus Laufen und Siegfried Ziegler aus Grellingen am 19. Oktober 1927 die Aluminium Laufen AG gründete. Die Gründer erwarben die leerstehenden Gebäude der Portland-Cementfabrik mit Anschluss an die Bahngeleise und die Wasserkraftnutzung der Birs. Von der Gemeinde Laufen erhielten sie Steuerfreiheit auf 5 Jahre zugesagt. Die Gesellschaft erhielt ein Aktienkapital in Höhe von CHF 500'000.-. Verwaltungsratspräsident wurde Ernst Martz. Nach einigen baulichen Anpassungen konnte der Betrieb am 9. Juli 1928 unter der Leitung von Walter Leutwiler als Direktor aufgenommen werden. Neben ihm beschäftigte die Fabrik zu Beginn 23 Mitarbeiter, welche hauptsächlich Aluminiumguss und Alubehälter herstellten.

Verlustreiche Anfangsjahre
Das Unternehmen schrieb zunächst Verluste und als nach 1929 die allgemeine Wirtschaftskrise einsetzte, geriet es in grosse Schwierigkeiten. Es kam zu Entlassungen und 1933 zur Abschreibung von 70% des Aktienvermögens. Die gleichzeitig ausgegebenen Vorzugsaktien in Höhe von insgesamt CHF 150'000.- fanden ausserhalb des Verwaltungsrates kaum Absatz, so dass die Gründer und Betreiber auch mehrheitlich Inhaber blieben. Die Sanierung zeitigte jedoch Erfolg und schon bald darauf konnte zum ersten Mal ein Gewinn ausgewiesen werden.

Innovationen und Verlagerung des Produktionsschwerpunktes
Ab 1934 stellte die Fabrik neu auch Profile her und 1935 wurde eine eigene Strangpressanlage in Betrieb genommen, die im Werk selbst entwickelt und hergestellt worden war. Ende der 1930er-Jahre musste die Herstellung von Alubehältern aufgrund der grossen Konkurrenz durch rostfreien Stahl ganz aufgegeben werden. Gleichzeitig gewann die Giessereiabteilung an Bedeutung.

Jahre des Wachstums
1939 konnte zum ersten Mal eine Dividende ausbezahlt werden und die 1940er-Jahren brachten eine lange währende Wachstumsphase. Auch beim Personal konnte wieder aufgestockt werden; 1942 richtete die A. eine eigene Personal-Fürsorgestiftung ein. 1945 verstarb der erfinderische Gründer-Direktor Walter Leutwiler, der insbesondere an der Eigenentwicklung der Gussmaschinen beteiligt gewesen war. Unter seinem Nachfolger, Jakob Preisig, konnte der Umsatz bis ins Zwanzigfache gesteigert werden. Die A. entwickelte sich zu einem der bedeutendsten aluminiumverarbeitenden Unternehmen der Schweiz. Zum 25-jährigen Jubiläum wurde die Fürsorgestiftung in eine Pensionskasse für die Arbeiter/innen umgewandelt.
1955 schloss die Abteilung Sandgiesserei, während gleichzeitig die Abteilungen Kokillenguss und Pressguss stark ausgebaut und modernisiert wurden. Im Jahr darauf erfolgte im Zuge einer Rationalisierung der Einbau eines Induktions-Bolzenofens anstelle der alten Herdöfen.
Verlegung nach Liesberg
1961 entstand in Liesberg ein neues Strangpresswerk. Die Herstellung der Profile wurde dorthin verlegt, während der Rest des Betriebs weiterhin in Laufen blieb. Die Gemeinde Liesberg kam so zu einem zweiten Industriebetrieb neben der Portland-Cementfabrik und stellte der A. das nötige Land zu einem Vorzugspreis zur Verfügung. 1963 wurde ein Stipendienfonds zugunsten der Ausbildung der Kinder der Belegschaft gegründet. Unter der Leitung von Max Locher investierte die A. ab 1980 innerhalb von 25 Jahren CHF 130 Mio. aus eigenen Mitteln. 1993 bezog die A. eine neue Giesserei und ein neues Verwaltungsgebäude in Liesberg. Der Standort Laufen wurde mit diesem Schritt nach 33 Jahren aufgegeben und der ganze Betrieb wieder auf einem Areal zusammengeführt.

Besitzerwechsel
2005 übernahm eine Gruppe neuer Aktionäre aus Laufen und der näheren Umgebung unter der Führung von Direktor Alex Kummer das Unternehmen von den Gründerfamilien. Diese hatten bis dahin die Mehrheit der Aktionäre und Verwaltungsräte gestellt. Mangels direkter Nachfolger entschieden sie sich für diese neue Besitzerstruktur mit Verwaltungsratspräsident Max Locher. Unter der neuen Leitung wurde die stetige Anpassung an moderne Produktionsstandards fortgeführt, 2006 durch eine neue 2700 t Strangpresse. 2009 machten der A. wie auch der übrigen exportabhängigen Metallindustrie die Krise und die schrumpfende Autoindustrie zu schaffen, doch das schuldenfreie Unternehmen brachte gute Voraussetzungen mit. Die Probleme mit dem Euro-Wechselkurs blieben jedoch länger bestehen, so dass sich für manche Unternehmen in der Branche die Standortfrage stellte. 2012 beschloss der Verwaltungsrat der A. eine hohe Investition in eine neue Halle und eine neue Strangpresse und knüpfte daran sein Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz.

Wirtschaftliche Bedeutung und Produkte heute
Die rund 300 Mitarbeiter/innen (ca. 120 davon sind Grenzgänger/innen aus dem nahen Elsass) der A. sind in der Regel langfristig und teilweise seit Generationen im Betrieb tätig. Die A. ist ein wichtiger Arbeitgeber im Laufental und eines der bedeutenden aluminiumverarbeitenden Unternehmen der Schweiz. In Liesberg werden aus Alulegierungen Profile und in verschiedenen Gussverfahren Halbfabrikate produziert. Abnehmer sind die Bau-, Maschinen-, Apparate-, Auto- und die Elektroindustrie, wo die Produkte unterschiedlichste Anwendungen finden, z.B. als Gehäuse für Leica-Winkelmessinstrumente, Bosch-Heimwerkermaschinen, Gartenscheren, Autoaufbauten u.v.m. aber auch in Gebäuden (Fassadenelemente des Jakob Burckhardt-Hauses in Basel, Profile für den 2011 eröffneten Prime Tower in Zürich).

Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 22/01/2013

Archivbestände

SWA Schweizerisches Wirtschaftsarchiv Basel, Dokumentensammlung, Aluminium Laufen AG, Signatur H+I Bg 105

Bibliografie

Aluminium Laufen AG (Hg.), Susi Oswald (Text), 50 Jahre Aluminium Laufen AG: die Geschichte eines hart umkämpften Erfolges, Laufen 1977
Aluminium Laufen AG (Hg.), 25 Jahre Aluminium Laufen AG, Laufen 1952
Aluminium Laufen AG, Website (Stand: 21.11.2012)
Aluminium Praxis, 9/2008, 6/2009, 6/2010, 10/2012
Basler Zeitung, 17. September 1993, 8. März 2007
Baublatt, Nr. 10, 11. März 2011
Handelszeitung, Nr. 29, 15.-21. Juli 2009
Alban Müller, Die Entwicklung der Industrien im unteren Birstal mit besonderer Berücksichtigung des Standortes, Dissertation Universität Basel, Laufen 1940, S. 171-173
Rémy Riat, «Aluminium Laufen S.A.», in Les intérêts du Jura, No. 12, 29/1958, S. 259-262
Emil Richterich, «Die industrielle Entwicklung und die neue Zeit (1875-1971)», in Albin Fringeli et al., Laufen, Laufen 1986, S. 164-166
Wochenblatt für das Schwarzbubenland und Laufental, 10. August 2006

Hinweise erhalten von Nicole Schnyder, Aluminium Laufen AG

Bildnachweis

Das Bild zeigt das ehemalige Werk der Aluminium Laufen AG in Laufen. Bild erhalten von Aluminium Laufen AG.

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Aluminium Laufen AG», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://www.diju.ch/d/notices/detail/1000546-aluminium-laufen-ag, Stand: 25/04/2024.

Kategorie

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